Big Data – Big Business oder doch Big Problems?

90 Prozent der in der Welt verfügbaren Informationen sind nach IBM-Angaben in den vergangenen zwei Jahren entstanden. Allein im Jahr 2011 wuchs nach Schätzungen das weltweite Datenvolumen um 1,8 Zetabyte– eine Zahl mit 21 Nullen. Und diese Datenflut wird weiter anschwellen. Dafür sorgt vor allem der technische Fortschritt im Bereich von Rechnerleistungen und Speicherkapazitäten (Cloud Computing). Hinzu kommen neue Erkenntnisse und Fortschritte bei der Datenanalyse (Data Analytics) und Auswertung großer Datenbestände (Data Mining).
Für Unternehmen lässt sich jedoch mit geeigneten Datenverarbeitungsprogrammen aus dem immensen Datenwust gewinnbringendes Kapital schlagen. Dies geschieht mit Methoden und Analysen, die unter der allgemeinen Bezeichnung „Big Data“ bekannt sind.

Umfassende Analysen und Prognosen

So soll Big Data die Datenflut nutzbringend verknüpfen, um aussagefähige Analysen erstellen und valide Prognosen treffen zu können. Beispielsweise gleichen Supermarktketten wie Wal-Mart schon heute Wetter- und Bondaten ihrer Filialen ab und verlagern dementsprechend bestimmte Warenströme rechtzeitig an Orte mit der wahrscheinlich größten Nachfrage. Zu den breiten Anwendungsfeldern gehören beispielsweise die zeitnahe Auswertung von Webstatistiken, die Anpassung von Online-Werbemaßnahmen, Realtime-Cross- und Upselling im E-Commerce und stationären Vertrieb, die Entdeckung von Unregelmäßigkeiten bei Finanztransaktionen oder auch der Aufbau flexibler Billingsysteme in der Telekommunikation.
Hinter allen Big Data-Datenverarbeitungsprozessen steht das Ziel, die Produktivität der angesammelten Datenberge zu steigern, die Transparenz in Unternehmen zu verbessern und die Grenzen der vorhersehbaren Zukunft zu erweitern. Einsparungspotentiale sollen generiert, neue Kunden gewonnen und weitere Geschäftsfelder erschlossen werden.

Neue Herausforderungen

Angesichts der riesigen Datenmengen und erforderlichen Geschwindigkeit muss die gesamte Verarbeitungskette der Daten vollständig automatisiert erfolgen. Das beginnt bei der Datenerhebung, geht über zur Verarbeitung und der Bereitstellung der dazu notwendigen Analysejobs und endet schließlich bei der Echtzeitauswertung der Daten und den daraus abzuleitenden Interpretationen und Reaktionen. Die große Herausforderung für Informatiker besteht in der Konfiguration all der dafür notwendigen Programme. Auch die Mitarbeiter müssen entsprechend geschult werden. Sie sollen vor allem wissen, wie sie statistische Methoden sauber anwenden sowie Daten, Kennzahlen und die Ergebnisse statistischer Modelle interpretieren können.

Big Problems

Zugleich jedoch birgt die Zusammenführung großer Datenmengen vielfältige technische und vor allem auch datenschutzrechtliche Risiken und Probleme. Nicht nur, dass die externe Datenverwaltung in Clouds neue Sicherheitsstandards und Management-Prozesse erfordert und Fehlinterpretationen bei der Bewertung unterschiedlicher Datenflüsse fatale Folgen für Unternehmen und Gesellschaft haben können. Es steigt auch die Gefahr, dass Datenpannen und Hackerangriffe mit Datenverlusten, Wirtschaftsspionage oder auch das Ausspähen weit verknüpfter sensibler Persönlichkeitsdaten weit größeren Schaden anrichten als es heute schon der Fall ist.

Umso mehr Daten zusammen geführt werden, umso größer ist auch die Gefahr des gläsernen Menschen. So gab jüngst das Telekommunikationsunternehmen O2 bekannt, Bestandsdaten (Geschlecht, Alter) seiner Kunden mit Bewegungsdaten zu verbinden, die sich aus der Nutzung mobiler Endgeräte ergeben. Diese Daten sollten dann an Kunden zur zielgerichteten Werbung verkauft werden. Das Beispiel zeigt, dass datenschutzrechtliche Fragen wie „Wem gehören diese Daten?”, und “Wer darf diese Daten wie und zu welchen Zwecken aus- und verwerten?” mit Big Data weiter an Bedeutung gewinnen.

Über Bernd Fuhlert

Bernd Fuhlert betreibt den Verbraucherschutz Blog, um Verbrauchern im alltäglichen Umgang mit dem Internet in Fragen rund um Social Media, Datenschutz und Privatsphäre zur Seite zu stehen. Durch seine langjährige Erfahrung und seiner Tätigkeit als Geschäftsführer der Revolvermänner GmbH ist er seit Jahren in den Bereichen Social Media, Datenschutz und Haftungsmanagement für seine Kunden tätig. Bernd Fuhlert freut sich über eine rege Diskussion in den Kommentaren seiner Blogartikel und nimmt auch gern Themenvorschläge entgegen.
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