Kinder wollen die Welt entdecken. Das ist ihre Natur. Während sie alle Signale der Umgebung aufsaugen, lernen sie die richtigen Bewegungen, hören Töne und Sprache, unterscheiden Hell und Dunkel und spüren die Absichten der Stimmen, die auf sie einreden.
Was ihnen gefällt, wird mit Lachen quittiert, das Störende mit Weinen. Damit wachsen sie in den Alltag, den sie am liebsten spielend entdecken. Das Erkunden von Dingen und Sammeln von Erfahrungen sind Motor und Lebenselixier zugleich. Womit sie aber spielen, bestimmen gerade in den jungen Jahren die Eltern, also Erwachsene.
Kinder entdecken die Welt
So, wie die digitale Welt Kommunikation und Wirtschaft erobert hat, nistet sie sich auch in Familien ein; je nachdem, welches Verhältnis die Eltern zu neuen Medien und den entsprechenden technischen Geräten haben. Es entsteht schnell ein digitales Kinderzimmer und damit spielt Datenschutz eine Rolle.
Nach einer Studie des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Netz von 2015 (U9-Studie: Kinder in der digitalen Welt) sind in Deutschland etwa 1,2 Millionen 3- bis 8-Jährige regelmäßig online. Kinder, die noch nicht lesen und schreiben können, erkennen aber schon die Symbole der digitalen Welt, die ihnen den Aufruf von Webangeboten wie z. B. Apps ermöglichen.
Diese Erkenntnis türmt einen Fragenberg auf. Am lautesten verschaffen sich Zweifler, Warner oder böse gesagt Vergangenheitsapostel Gehör. Andere, die die Gefahren außer Acht lassen, unterstreichen die Vorzüge. Die Wahrheit liegt wohl, wie immer im Leben, in der Mitte.
Gut gestaltete Entfaltungsräume sind Eckpfeiler für eine gesunde Entwicklung der Heranwachsenden. Dazu gehört natürlich auch der Wohnraum mit all seinen heute digitalen Möglichkeiten. Dennoch, ein digitales Kinderzimmer entwickelt sich nur so, wie die Erziehungsberechtigten es wollen oder zulassen.
Wenn Kleinkinder zappen
Erwachsene sind fasziniert, wenn schon zwei- bis dreijährige auf Smartphones oder Tablets ohne große Erklärungen mit Apps zurechtkommen. Die Jüngsten müssen nicht verstehen, was sich dahinter verbirgt. Tippen, wischen, hören, sehen – das geht wie von Zauberhand. Schnell merken sie sich, wie das funktioniert. Das ist eine betörend bunte Welt, die sich durch einfache Fingeraktionen erschließt. Sie ist faszinierend und unterscheidet sich von Bauklötzern und Puppen.
Geschickt in den Alltag eingeflochten, wird sie eine Bereicherung und nützlich für die Entwicklung sein. Die Entscheidung darüber fällen die Eltern. Die maßgebende Frage: Können die das? Haben sie den richtigen Durch- und Weitblick? Ist ihnen bewusst, welche Verluste fehlende Regularien erzeugen werden?
Schulkinder und Medienkompetenz
Das Internet kann für die schulische Entwicklung ein Segen sein. Es wird, früher oder später, die althergebrachten Lehr- und Lernformen durch andere ersetzen. Wer heute Mathematik um Unterricht nicht verstanden geht, schaut einfach bei Youtube rein uns sucht sich das passende Tutorial. Im gleichen Atemzug aber, werden die jungen Zöglinge einer viralen Gefahr ausgesetzt, der sie keine Erfahrung entgegensetzen können. Alles ist nur einen Mausklick oder eine Berührung mit dem Finger entfernt.
Obwohl sie leicht damit umgehen, verfügen sie kaum über Medienkompetenz. Die erste Anleitung muss daher zwingend im familiären Umfeld erfolgen.
Alles was in der realen Welt zählt, das zählt auch in der virtuellen Welt. Also auch einem Chat muss gut aufpassen und darf nicht Fremden sprechen bzw. alles erzählen! Die Zukunft macht es noch schwieriger: Im „Internet der Dinge“ steht die Vernetzung aller Geräte im Mittelpunkt. Zunehmend werden MP3-Player, DVD-Player, Digicam und Co zur Nutzung überlassen. Webcam im Smart-TV, im Smartphone, im Tablet – mühelos synchronisiert sich alles und findet den Weg ins „Netz“; weltweit sichtbar, wenn man keinen Datenschutz betreibt.
Oft gehört auch die Spielkonsole PS4 oder Xboxone dazu. Die neuen Modelle sind internetfähig und benötigen alleine schon zum Start einen eigenen Account – also nichts anderes als ein digitales Ich. Wer hier die Übersicht und Kontrolle verliert, richtet Schaden an.
Virale Gefahr für Teenager
Zumindest in entwickelten Industrieländern wachsen jetzt Generationen heran, bei denen die „neuen Werkzeuge“ selbstverständliche Bestandteile des Tagesablaufes sind. Mühelos kann man Teile des Kinderzimmers in die Umgebung hinaustragen. Smartwatch oder Fitnessarmbänder wie Jawbone kommen dazu. Sie sind so mobil, wie die Teenager selber.
In einem Smartphone steckt das Wissen der Menschheit. Das gilt für Tablet und PC ebenso. Diese Bereicherung ist revolutionär. Leider verbirgt sich in den Geräten noch mehr. Meist genutzt sind die so genannten sozialen Netzwerke mit Ihren Kontktmöglichkeiten. Egal ob über WhatsApp und Co, über YouTube oder Facebook und dessen Kontrahenten.
Wenige Worte und oft nicht einmal ein Klick und der Datenschutz ist dahin. Wer sich bedenkenlos öffnet, kann rasch zum Freiwild werden. Die Gefahren sind real: Cybermobbing, Mißbrauch, Preisgabe der Persönlichkeit, Datenverlust, Phishing, Pharming, Wardriver, Dialer, Online-Betrug, Viren, Trojaner, Spyware, gekaperte Chatrooms. Die wirkliche Liste ist viel länger. Darum ist der Datenschutz shon für Kinder sehr wichtig.
Die informelle Flut an Wahrem, Halbwahrem und Falschem ist inflationär und unüberschaubar. Die Elektronikhersteller rüsten mit Neuentwicklungen ständig auf. Die Herausforderung: Wie können Erwachsene den Heranwachsenden helfen, sich zurecht zu finden?
Die Regeln sind eigentlich nicht so kompliziert. Zuhören, teilnehmen, kontrollieren, wo es notwendig ist. Schaffen Sie ein vernünftiges Kinderzimmer und beugen viraler Gefahr vor. Schenken Sie nicht nur digitale Geräte, sondern lieber die eigene Zeit.
Denn gemeinsame Zeit ist das kostbarste, was man sich schenken kann!