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14
Jun

Warum Datenschutz gerade für Kinder so wichtig ist

Written by Bernd Fuhlert. Posted in Datenschutz, Internet, Privatsphäre

Kinder und Jugendliche werden zunehmend Opfer von Internet-Mobbing, auch Cybermobbing genannt. Die Ursachen und psychologischen Folgen bei den Betroffenen sind vielschichtig und reichen von verschwiegener Verzweiflung, insbesondere Angst sich Eltern, Freunden  und Lehrern anzuvertrauen, bis hin zum psychischen Erkranken, völliger Isolation und sogar Selbstmord. Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema – und zwar im Elternhaus und in der Schule von der ersten Klasse an – ist deshalb unumgänglich.

Auf dem Schulhof einem missliebigen Klassenkameraden Schläge anzudrohen und dann auch zuzuschlagen oder auch einfach nur dumme Sprüche vermeintlich Schwächeren ins Gesicht zu sagen, ist längst nicht mehr die einzige Möglichkeit der Machtdemonstration. Vielfach ist das viel subtilere Cybermobbing zur direkten Waffe geworden.

Breites Feld für tyrannisierende Mobbing-Aktivitäten
So nutzen Kinder und Jugendliche immer häufiger Internet und Web-fähige Mobiltelefone, um über soziale Netzwerke wie beispielsweise “Facebook“ und „Wer kennt wen“  ihre Opfer bloßzustellen und zu schikanieren. Nicht nur der heimische Computer, sondern vor allem die multimediale Ausstattung der modernen Smartphones und Mobiltelefone mit Foto- und Videokamera, Sprachaufzeichnungsmöglichkeit und Internetzugang geben jungen Menschen dazu reichlich Möglichkeiten.

Sie wählen Internet E-Mails, Online-Communities, Mikrobloggs, Chatrooms, Instant Messenger, Diskussionsforen, Gästebücher und Boards, Video- und Fotoplattformen, Websites und andere Anwendungen für ihre tyrannisierenden Mobbing-Aktivitäten. Die Anlässe dazu sind vielfältig und klingen für die Erwachsenenwelt teilweise  banal. Äußere Merkmale wie Kleidung oder sozialer Status, aber auch das individuelle Verhalten in der Klassengemeinschaft wie vermeintliches Strebertum oder pure Ausländerfeindlichkeit können Anlass für Cyber-Attacken sein. Das zeigen auch diverse Untersuchungen.

Multiplikator-Effekte nicht unterschätzen

Laut der inzwischen schon zwei  Jahre alten „Jim-Studie“  war Cybermobbing schon 2010 für 25 Prozent der jungen Menschen zwischen 12 und  19 Jahren ein Problem. 15 Prozent berichteten, dass von ihnen schon einmal ohn ihre Zustimmung peinliche Bilder oder Videos im Internet verbreitet wurden. Gegenüber der direkten körperlichen Machtdemonstration besonders schlimm ist der sogenannte Multiplikatoreffekt. Denn Cybermobbing hat keine zeitliche Begrenzung und erfordert keinen direkten Kontakt zum Opfer. Eine unbekannte Zahl  von Internet-Nutzern kann Anschuldigungen, Videos und Fotos verfolgen, sie kommentieren und weiter verbreiten. Umfang und Auswirkungen der Veröffentlichungen zum Nachteil der Opfer sind damit weder zu steuern, noch sind sie überschaubar.

Psychische Erkrankungen sind oft die Folge

Für die Opfer können die Internetattacken fatale Folgen mit einer Vielzahl an Symptomen haben. Kinder und Jugendliche sind häufig bedrückt, ungewöhnlich schweigsam oder nervös und angespannt. Viele von ihnen  leiden unter schwerwiegenden psychischen, psychosomatischen und sozialen Folgen wie Schlaf- und Lernstörungen, Schulangst, Depression, Selbstverletzungen oder körperlichen Erkrankungen. Selbst Fälle von Selbstmorden sind inzwischen bekannt.

Gleichzeitig erfüllt sich die Machtposition der Cyber-Mobber. Sie haben ihr Ziel erreicht. Die Opfer fühlen sich unterlegen und ausgeliefert. Das fordert nicht selten zu neuen Taten auf.

Fazit: Insbesondere Eltern haben oft keine Vorstellung davon, was Cybermobbing bedeutet. Hier müssen sie von staatlichen Stellen für das Thema sensibilisiert werden. Schulen und verstärkt zu gründende kommunale Einrichtungen sind aufgefordert, Kindern sowie Jugendlichen konkrete  Hilfe und Aufklärung bei laxem Umgang mit den eigenen Daten anzubieten. Insbesondere sollten Informationen über die Folgen fester Bestandteil  des Schulunterrichtes werden – und zwar von der ersten Klasse in den Grundschulen an. Unterstützung dazu gibt es von Verbänden und Unternehmen, die sich dem Datenschutz verschrieben haben.